„Wünsch Dir was!“

Wasserstandsmeldungen aus einer niemals untergehenden Stadt

 

 

Kennen Sie Irmgard Düren? Irmgard Düren war in der DDR so etwas wie der Dschinni bei Walt Disney. Nur musste man bei Irmgard keine Lampe streicheln, sondern den Fernseher anschalten. Immer wieder sonntags um 16 Uhr.

 

Klein-Franki saß zu dieser Zeit mit seinen Eltern immer am Kaffeetisch. Nachdem die letzten Kuchenkrümel  vom Tisch gewischt worden waren, zeigte mein Vater mit angespannter Zunge zwischen den Lippen, dass er besser Rommé spielen konnte als meine Mutti und ich. Im Fernsehapparat lief derweil „Wünsch Dir was!“ mit Irmgard Düren. Da ich in den episch langen Denkpausen meines Vaters viel Zeit hatte, um die gewünschten Beiträge der Zuschauer auf mich wirken zu lassen (My fair Lady: „Ich habe getanzt heut Nacht, die ganze Nacht heut Nacht“ etc.), erhielt ich in der Wohnstube der 70er Jahre meine kulturpolitische Bildung. „Wünsch Dir was!“ ließ mich nie los (Meine Frau meint, das merkt man mir heute noch an.).

 

Von etwas träumen. Auf der Wiese liegen mit dem Blick zum Himmel, die Wolken beobachten, ein Gänseblümchen im Mund. Gedanken schweifen lassen.

 

Ich wünsch mir was! Dass ich mir am liebsten eine Vineta-Stadt auf Fahrenkamp wünsche, weiß inzwischen wohl jeder. Ich träume vom wöchentlichen Untergang der Stadt mit dem montäglichen Auftauchen und Gemeinschafts-Abtrocknen der Schauspieler! Okay, dann also eher Center Park in Pütnitz.

 

Habe ich das geträumt oder sagte mir kürzlich jemand: „Die Bebauung des Bossow-Geländes wird  weitreichende Folgen für Barth haben. Die Stadt wird sich grundlegend verändern. Die Mieten werden steigen, die Edelkarossen werden keine Parkplätze in der Langen Straße finden.“

 

Vielleicht habe ich das doch geträumt.

 

Wünscht sich das der Barther? Was wünscht sich der Barther? Ich habe 100 Barther gefragt und elf haben geantwortet.

 

Was wäre die Zeitungs-Schlagzeile, die Sie sich für Barth 2021 wünschen und warum?

 

Nadja Giesau mag es feucht-fröhlich:

 

"Schwimmbad (am Hafen) fertig gestellt"

 

Das wäre meine Wunsch-Schlagzeile. Einfach, weil ich Wasser gerne sportlich nutzen , aber dafür nicht immer so viele Kilometer fahren möchte. Es soll natürlich nicht so ein winziges Hotelbecken sein, sondern schon seine 25 Meter haben.

 

Katy Linke ist der Stress auf dem Barther Boulevard Lange Straße zu groß:

 

„Nur Füße in der Barther Innenstadt.“

 

Wenn ich unsere kleinen, wunderschönen Laden verlasse, werde ich von rechts oder links hoffentlich nicht von Fahrrädern umgefahren. Ein Schritt weiter ist dann die Gefahr auf der doch recht vielbefahrenen Langen Straße. Mit genießen hat das nix zu tun. Von einem impulsiven Seitenwechsel in der Langen Straße sind wir weit entfernt. Unsere lieben, älteren Mitbürger müssen über unser schönes Kopfsteinpflaster sehr langsam gehen, nix für die schnelle Autogesellschaft.

 

Ulrich Pellmann macht sich über mich lustig:

 

"Barther Innenstadt autofrei"

 

Dazu postete er einen Kaputtlachsmiley. Diese Überschrift hatte ich allen Befragten als Beispiel geschickt. Ein wenig dumm geguckt habe ich, als einen Tag später die OZ mit der Schlagzeile: „Wird die Lange Straße autofrei?“ parlierte.

 

Ellen Ursula Haufe möchte ein wenig Ordnung ins Jugendleben bringen:

 

„Barth eröffnet Jugendtreff"

 

Wenn ich durch die Barther Anlagen gehe,  sehe  und höre ich oft (sehr laut) Jugendliche (so zwischen 12 und 18 Jahren), die sich da auf der Freilichtbühne oder an den Bänken treffen, laut Musik hören und rumtoben. Ich denke mir dann: Na, wo sollen sie sonst  hin??? Gibt's denn hier nichts? Früher gab's ja mal Jugendclubs, selbst auf dem Dorf ...

 

Bärbel Schoening sieht Barth auferstanden aus Ruinen:

 

"Barth im Aufbau!"

 

Barth freut sich auf begehbare Straßen und Wege, auf die Restaurierung alter Gebäude, damit sie in ihrer Schönheit wieder erstrahlen und sich die Bürger täglich daran erfreuen können ...

 

Kerstin Klein wird bissig:

 

„Barth bekommt endlich, was es verdient!"

 

Nicht das untergegangene Vineta  sondern das neue, strahlende Vineta ist wieder da. Nicht nur in der ehemaligen Reuter-Schule, sondern auch da, wo es vermutlich schon mal war: Am Hafen!

In Gestalt eines modernen, aber traditionsbewussten Gebäudes mit viel Inhalt für alle soll Vineta auferstehen!

 

Ach ne, war doch ganz nett. Aber jetzt. Wieder KK:

 

„Miteinander-Gegeneinander-Füreinander-Gegeneinander-Zueinander-Gegeneinander ... "

 

Das endlose Spiel um Macht, Geld und /oder das letzte Wort geht endlich in die letzte Runde. Denn: Rückzug einiger Akteure aus dem Rampenlicht und politischen Zirkus der Stadt!

 

Nicole Chibici ist in Partylaune:

 

„Barth feiert sein Bibelzentrum“

 

Es wird in diesem Jahr 20 Jahre alt.

 

 

Mario Galepp hat in jeder Situation die richtigen Worte am richtigen Platz:

 

„Barth wird Kulturhauptstadt an der südlichen Boddenküste"

 

Mit den neuen Errungenschaften wie dem fertiggestellten Bürgerhaus, der neuen öffentlichen Zuwegung zum Dammtor, dem fertiggestellten Papenhof, dem Theater,  dem Bibelzentrum und der St.Marien Kirche und den vielen kulturellen Vereinen mit ihren Veranstaltungen ist dieser Titel für die Stadt Barth unausweichlich.

 

Ins gleiche Horn schlägt Frank Nehls:

 

„Barth, die Stadt der bunten Kultur"

 

Dann schickte der Radio-Mann 5 (fünf) Podcasts, die ich hier nur unvollständig wieder geben kann:

 

„Weil wir hier in Barth einfach kulturell sehr gut aufgestellt sind. Ob das Klassik ist, was kirchliches, sportlich, Wasser, Land, wie auch immer ...“

 

Ich gehe mir inzwischen eine Tüte Popcorn holen.

 

„Veranstaltungen, Beachmusik, Sonnenuntergang, Kinderfest, was Weltkulturerbe ist ...“

 

Ich habe Cola vergessen.

 

„Wir haben das Tonnenabschlagen in Barth.“

 

Jaaa ...

 

Barther Metal open air...

 

Oh, ja ...

 

Zwei Stunden später:

 

„Und ganz zum Schluss, was ich noch vergessen habe ist: Tanz in den Mai und Tag der offenen Tür bei der Freiwilligen Feuerwehr in Barth.

 

Ich war schon fast aus der Tür:

 

Wir haben Buchlesungen in Barth. Und den Karnevalsverein...“

 

Jetzt, wo Frank das sagt, merke ich auch: Er hat Recht!

(Falls sich einige Kulturanbieter in der Aufzählung nicht berücksichtigt fühlen: Er hat es gesagt! Er hat es gesagt! Ich musste nur schnell zur Tür, die Post hatte geklingelt)

 

 „Radio hat Barth jetzt auch.“  Höre ich nur noch. Jaaaa ....!!

 

Anita Lohrmann hat gleich drei Überschriften:

 

„Barth braucht Spielplätze"

 

Lange wird die Fertigstellung der Spielplätze versprochen und nichts passiert. Warum?

 

„Barth wird Touristenstadt"

 

Es dreht sich alles nur um Bauplätze schaffen, damit Ferienwohnungen entstehen. Was nicht beachtet wird: Wenn die Einwohnerzahl in Barth sinkt, dann ist unser Gesundheitswesen in Gefahr. Mit geringer Einwohnerzahl bekommen wir auch keine Kassenärztlichen Zulassungen mehr und dabei helfen uns auch keine Touristen.

 

Oder auch passend zum Text:

„Barth braucht kein Gesundheitswesen"

 

Das macht mich jetzt aber ganz meschugge.

Da höre ich lieber nochmal in den Podcast von FN rein:

 

„Das ist irrsinnig! Früher waren auch noch Ü 30 Partys!“

 (Der FN-Podcast läuft bei mir ab jetzt in Dauerschleife.)

 

Ganz genau! Die fanden/finden doch ohne Ansage auf der Granitz statt.

 

Astrid König dreht alles auf neu:

 

„Barther Segel- und Hafentage von Barthern organisiert“

 

Bei der Auswahl der Stände wird dann auch erstmalig auf Nachhaltigkeit der Produkte geachtet (Plastikramsch: „alles 1€“ hat keine Chance). Auch regionale Produkte sollten im Mittelpunkt stehen.

 

 

Tja, was ich vorher nicht gesagt habe, um die Ergebnisse nicht zu verfälschen: D(i)e(r)jenige Befragte*in, der eine Zeitungsüberschrift richtig voraussagt, gewinnt mich!

Also mich als Weihnachtsmann. Bei dem trete ich Weihnachten dieses Jahr am 24.12. als Weihnachtsmann an. Wegen der Kultur und so. Weil, wir alle zusammen und so ...

 

Für alle, die sich jetzt ärgern, nicht am Großen Gewinnspiel der Barther Blogs mitgemacht zu haben, hier noch eine Chance: Postet weitere Zeitungsüberschriften, die Ihr Euch wünscht, in die Kommentarspalte! Beim Gewinner komme ich vorbei und singe! Vielleicht aus „My fair Lady“ einen Song von Professor Higgens, wegen der kulturellen Prägung. Viel Kultur und so ...

 

Ja, die Irmgard Düren. Das haben später Lutz Jahoda und Helene Weigel als „Wunschbriefkasten“ weiter gemacht. Nee, nicht Helene, die hat ja mit Bertold Brecht zusammen gesungen. Das war Heidi Weigelt, ja Heidi ...  

 

Da fällt mir auch ein Song ein.

 

 

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Kommentare: 3
  • #1

    Hans Dieter Maus (Mittwoch, 13 Januar 2021 10:09)

    Das ist eine schöne Stadt wir waren das erste mal August 2019 im Urlaub da und es war wunderschön ich habe einen Arbeitskollegen der aus dem Saarland dort hin gezogen ist, wenn der lockdown Deutschland und Frankreich weg ist kommen wir sofort wieder in Urlaub in eure Stadt das haben wir schon geblant
    Vielen Grüße aus Frankreich Stiring Wendel
    Bleibt gesund

  • #2

    Thomas Krämer (Mittwoch, 13 Januar 2021 20:51)

    Barth ist eine schöne kleine feine Stadt mit vielen schönen Sehenswürdigkeiten und vielen Attraktionen für alle Altersklassen! Vor allem gibt es auch Vereine die sich mit der Stadt verbunden fühlen da währe der heimatverein,die freiwillige Feuerwehr, das thw und viele mehr! An diese geht mein Dank für das Engagement aber auch an die Familien die bei den verschiedenen Vereinen hinter den Kulissen stehen geht ei großes Dankeschön!

  • #3

    bekannt (Mittwoch, 13 Januar 2021 22:18)

    Muss man besoffen sein, solche Zeilen zu schreiben oder besoffen sein, um diese Texte lesen zu können?