„Die Schlacht um Vineta“

Wasserstandsmeldungen aus einer niemals untergehenden Stadt

 

 

Wenn die Fantasie mit einem durchgeht, kann man schnell an seine moralischen Grenzen stoßen. In Bezug zu den katastrophalen Umweltereignisse im Westen und Süden unseres Landes bekommen die unwillkürlichen Gedankenspiele angesichts der Veranstaltungsankündigung „Schlacht um Vineta“ ganz schaurige Dimensionen. Nicht zulassen. Anbei eine Zeile, in der jeder seine eigenen Gedanken eintragen kann:

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Die „Schlacht um Vineta“ wurde am vergangenen Wochenende in den Barther Anlagen ausgetragen.  Da ich aber schon ein Veranstaltungsplakat mit „Schlacht um Garz“ im Netz entdeckt hatte, war meine Erwartungshaltung hinsichtlich eines themenbezogenen Spektakels gedämpft. Es hätte auch „Schlacht ums Büfett“ heißen können.

Augenscheinlich ging es um „Mittelalter“ und „Wikinger“.

 

Dennoch: Neugierig, neugierig!

 

Also los, über die Friedrichstraße unter den Linden in die Barther Anlagen.

Friedlich. Kinder in Plunderhosen laufen um Bäume, Frauen in langen Kleidern lächeln entspannt und Männer mit freiem Oberkörper bauen die letzten Zelte auf.

 

Ein kleiner Junge ersticht mit einem Holzschwert seinen mutmaßlichen Vater.

Ein glatzköpfiger Teufel schreitet mit Schnabelschuhen durch die Idylle.

Eine kleine Band spielt mittelalterliche Weisen in einer fremden Sprache, gemischt mit Hitmelodien, aus nicht allzu ferner Zeit. Schon im Mittelalter wurden also Kinder geschminkt.

Ein Mann mit langem grauen Haar bietet Axtwerfen für zwei Taler an.

Feuershow.

 

Die Schlacht um Vineta.

 

Die Idylle wird perfekt, als mich Barther nach einem Lächel-Freundschaftsfoto fragen. So romantisch. Fast muss ich weinen. Ich will auch zurück ins Mittelter.

 

Doch dann kommen die furchterregenden Männer (und auch Frauen) mit ihren Schwertern, Bögen, Äxten und Lanzen. Das Kampf-Areal wird abgesperrt und ein Wikinger-Moderator erklärt den geneigten Besuchern das Hauen und Stechen. Alles ganz vorsichtig. Zum Schluss rennt eine Horde von Kindern einen Wikinger-Wall um.

 

Dann wird es zwischen Met und Zigeunersuppe (nicht scharf!) wieder friedlich. Eine Kinderanimatorin tanzt mit Kindern im Kreis. Im Schatten. In den Barther Anlagen. Schön.  

 

Die „Schlacht um Vineta“  findet außerhalb des Mittelalters statt. Jetzt. Auf den Spielplätzen von Barth, den Grünanlagen, auf dem Bossow-Gelände, hinter dem Speicherhotel, auf dem Freiplatz vor dem Speicherhotel (Vinetarium!), am Kleinbahnbahnhof, in den Nächten der „Vandalen“, an den Parkplätzen in der Baustraße, in den Amtsstuben und im freundlichen Netz deinen Vertrauens.

 

 Wie wäre es mit einem Motivationsvideo?

 

Statt Karolin Kebekus und Karl Lauterbach (KK: „Der Sommer, der Sommer, der Sommer wird guuuuuuuut.“ KL:  „Der Sommer wird gut.“), können ja für den lokalen Barth-Part Nicole Paszehr und Friedrich-Carl Hellwig einspringen.

 

NP: „In Barth, in Barth, in Barth wird’s guuuuuuut. Wird’s guuuuut, wird es guuuuuuut.“

 

FCH: „In Barth wird es gut – aber mit Einschränkungen.“

 

In diesem Sinne war die „Schlacht um Vineta“ in den Barther Anlagen eine Pause vom alltäglichen Kampf.

 

So friedlich. So schattig.  So lächelnd. 

 

Und der erstochene Vater ist auch wieder aufgestanden.

 

https://www.facebook.com/DasErste/videos/2966699786788246

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Heiko Fro (Donnerstag, 09 Juni 2022 16:48)

    Hm was soll ich nun von diesem Beitrag halten?
    Eigentlich ist er ja positiv, stimmt aber im Anfang doch sehr negativ ein.
    Die beiden Veranstaltungen "Schlacht um Garz" und "Schlacht um Vineta" sind halt von unserem Barther Verein veranstaltet, deshalb die Namensgleichheit. Das soll einen Wiedererkennungseffekt bewirken.
    Ich lese aber aus dem Rest des Artikels, dass es Ihnen gefallen hat?!?
    Diese Art von Märkten SOLL dazu führen mal NICHT über Alltagssorgen nachzudenken. Sich mal fallen zu lassen und in eine "andere Welt" abzutauchen.