Die Geschichte von Luisa und der lieben Güte!

Wasserstandsmeldungen aus einer niemals untergehenden Stadt

 

 

„War gar nicht so weit hinter der Stadt über die kleine Brücke, am andern Ufer des Flüsschens. Dort beginnt ein großer, großer Wald. Und wo der Wald sieben Tage tief ist, leuchtet es geheimnisvoll. Das bin ich. Ich bin der Traumzauberbaum.“

 

Luisa kuschelte sich ganz dicht an das Wuschel-Einhorn und flüsterte: „Wollen wir uns auch etwas wünschen?“ Das rosa Einhorn nickte und sah mit seinen blauen Knopfaugen, wie das kleine Mädchen langsam einschlief. Über dem Bett tanzten die Sterne und eine warme dunkle Stimme holte die beiden ins Traumland ab. „In jedem Blatt ist ein Traum versteckt. Du musst  es nur berühren und dann kommt er zu Dir.“

 

Da ging die Tür zum Kinderzimmer auf  und eine Frau in einem glitzernden Kleid und langen blonden Haar mit einem wunderlich spitzen Hut  trat an das Bett.

 

Luisa erschrak: „Wer bist Du denn?“, fragte sie und drückte ihr Einhorn ganz fest an sich heran.

 

„Ich bin die liebe Güte“, sagte die Frau lächelnd und ganz leise klingelten hunderte kleine Glöckchen am glitzernden Kleid.

 

„Ach, du liebe Güte“, flüsterte jetzt Luisa mit großen Augen und krabbelte nach vorne an  das Fußende des Bettes. „Ich habe schon lange auf dich gewartet. Meine Mutti hat so oft von Dir erzählt. Immer wenn ich mir etwas wünsche, dann hat sie gerufen: Ach, Du liebe Güte, Hilfe!“

 

„Jetzt bin ich ja da“, sagte die liebe Güte und lächelte wieder. Die kleinen Glöckchen am  Kleid schellten lieblich.

 

Luisa sprang auf, hüpfte fröhlich auf dem Bett auf und ab und rief:

 

„Pfannkuchen. Ich will Pfannkuchen. Gummibären. Eine große große Portion Eis und ganz viele Luftballons!“

 

„Ach Du liebe Güte“, sagte die liebe Güte.

 

Luisa plumpste ins Bett schaute die liebe Güte an: „Nicht?“

 

Die lachte: „Doch, doch, doch. Aber denke daran: In jedem Blatt ist nur ein Traum und ein Wunsch versteckt. Wenn alle Blätter verbraucht sind, dann musst Du erst wieder warten, bis der Traumzauberbaum neue trägt.“

 

„Oh ja, daran habe ich nicht gedacht.“ Luisa schaut zum Einhorn. „Was wünschen wir uns denn Wuschel-Horn?“  „Ein Wuschel-Einhorn-Spring-Park mitten in der Stadt und eine Wasserrutsche am Hafen“, piepste das Wuschel-Einhorn. Luisa lachte: „Und Erwachsene, die das lustig finden und das bauen!“ Die liebe Güte lächelte gütig! „Konfetti soll es regnen, wenn die Kinder mit bunten Bänden tanzend durch die Stadt spazieren. Keine Autos und glückliche Eltern. Jeden Tag!“ Jetzt hatte Luisa eine Idee nach der anderen: „Die Häuser sollen alle bunt angemalt werden. Kinder dürfen ganz laut schmatzen ...“ Die liebe Güte guckte kurz streng. „Na gut, na gut. Also: Die Holzeisenbahn am Hafen fährt ganz plötzlich los und nimmt alle fröhlichen Menschen mit auf eine lustige Fahrt durch die Stadt. Ein ganzes Theater voller Weihnachtsmänner, Osterhasen und Clown Dollis (Luisa warf voller Freude das Einhorn in die Luft). Jeden Tag fährt ein Dampfer mit den Kindern auf den Bodden hinaus und auf dem Deck spielt die Geschichte vom Traumzauberbaum.“ Da stockte Luisa und sah die liebe Güte an. Die sah zurück und lächelte jetzt nur noch ganz wenig.

 

„Aber der Traumzauberbaum steht in einem fernen Ort. Dort, wo der Wald sieben Tage tief ist!“, rief Luisa ganz erstaunt und das Einhorn nickte.

 

„Vielleicht, wenn Du es Dir wünschst ...“, sagt die liebe Güte noch und verschwand.

 

Luisa ließ sich ins Bett fallen und drückte die Augen ganz fest zu. „Du musst sieben Mal um den Marktplatz gehen. Dann siehst Du eine schöne Linde...“, hörte sie noch von Ferne.

 

Als sie am nächsten Morgen aufwachte, saß die Mutter schon am Bett, streichelte Luisa übers Haar und sagte: „Du musst unbedingt aufstehen. Auf dem Marktplatz gibt es etwas ganz Besonderes zu sehen.“ Schnell zog sich Luisa an, lief aus dem Haus um die Ecke und sah das Unglaubliche: Die Linde auf dem Markt hatte sich zu einem Traumzauberbaum verwandelt! Buntes Papier leuchtete in der Sonne. Rosa Rosen schmückten den Stamm. Tänzerinnen schwangen ihre Pirouetten und auf einem Zettel stand geschrieben:

 

„Ich wünsche mir zu wachsen ... Ich stehe hier geschmückt, weil ich ein bisschen Wärme und Liebe in eure Herzen zaubern möchte ... Wünsch Dir was!“

  

In eine Tüte konnte man Wunschzettel reinwerfen!

 

Vor Staunen bekam Luisa den Mund gar nicht mehr zu.

 

Mutti und Papa schauten hinter einer Hausecke ihrer kleinen Tochter nach. Sie lächelten und waren glücklich.

 

Ein Traum wurde wahr.

 

Von dem Tag an kamen viele kleine Luisas, die Nele, Susi oder Hanna hießen und auch ein Peter zum Baum und steckten ihre Wünsche in die Tüte. Der Baum wuchs und wurde immer schöner und bunter.

 

 

Manchmal kamen auch die Drei Heiligen Barther Friedrich, Nicole und Mario vorbei, nahmen sich die Wunschzettel mit und erfüllten alle Kinderträume. 

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