Brief Martin Schneiders an Frank Burger
Lieber Frank,
wenn man einen Liebesbrief bekommt, ist es immer etwas ganz Besonderes, wie oft vergehen die Gefühle irgendwann wieder und der Brief wird vergessen, den Liebesbrief, den du mir geschrieben hast, werde ich allerdings nie vergessen.
Ich möchte dir heute auch einen Brief schreiben, um dir und der Welt zu sagen, was für ein besonderer Mensch du bist, was für ein besonderer Mensch du warst und was ich an dir liebe.
Ich sitze in einem dunklen kahlen Raum. Nur eine schwache Neonlampe an der Decke erhellt den leeren Tisch.
Eine Stimme: Du bist also aus Barth weggezogen?
Ja, antworte ich.
Eine andere Stimme aus dem Hintergrund: Warum?
Es ist ganz dunkel. Kein Licht dringt ins Schlafzimmer. ER liegt friedlich im Bett. Sein Atem ist ruhig. Unter seinen geschlossenen Lidern tanzen jedoch die Augen. Immer schneller.
„War gar nicht so weit hinter der Stadt über die kleine Brücke, am andern Ufer des Flüsschens. Dort beginnt ein großer, großer Wald. Und wo der Wald sieben Tage tief ist, leuchtet es geheimnisvoll. Das bin ich. Ich bin der Traumzauberbaum.“
Lieber Martin,
der morgendliche Regen hat mich geweckt. Ich schaue aus dem Fenster und kann gar nichts erkennen. Mein Tee ist kalt geworden und ich frage mich, warum ich überhaupt aufgestanden bin. Alles ist grau, außer Dein Bild an meiner Wand ...
Dies ist ein Liebesbrief.
Nein, nicht so einer, oder doch?
Die Geschichte des Jahres 2020 ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Und auch heute noch ist sie für viele Bartherinnen und Barther ein Tabu. Deshalb ist es mir wichtig, für Barth zu sprechen.